2017(Nov): „Meine Seele dürstet“ – „Elias“ Riesenchorprojekt in der Petrikirche Melle

Meller Kreisblatt | 13.11.2017
Text & Foto: Conny Rutsch

Imposant und ergreifend. Der Kammerchor Cantus firmus des Kirchenkreises Georgsmarienhütte und die Kantorei der Petrigemeinde Melle bildeten den Riesenchor für Felix Mendelssohns Oratorium „Elias“, das am Samstagabend in der Petrikirche einen sensationellen Erfolg feierte.

Die Kirchenkreiskantoren Stefan Bruhn aus Georgsmarienhütte und Andreas Opp, Melle, hatten sich zu Beginn des Jahres ein musikalisches XXL-Projekt vorgenommen. Der „Elias“ zählt zu einem der bekanntesten Oratorien überhaupt und zum Höhepunkt der Oratorienkompositionen im 19. Jahrhundert. Opulente Chorsätze, feine Solopartien und Ensemblesätze machen das schwierige Thema des Oratoriums zu einem beeindruckenden Hörerlebnis. Zwei Chöre zusammenzuführen, das Orchester der Osnabrücker Musikfreunde dazu zu bauen, ist eine Herausforderung, die den beiden Chorleitern exzellent gelang.

Keine leichte Kost

Der Inhalt des Oratoriums ist durchaus keine leichte Kost. Geht es doch um Bilder und Szenen aus der alttestamentarischen biblischen Eliasgeschichte. Der Prophet Elias kämpft gegen den Baalskult in Norden Israels, der den Glauben der Israeliten bedroht. Bis hin zum feierlichen Schlusschor des monumentalen Werkes geht es um Dürre und Regenwunder, um Mord, um Bekehrung und Erlösung, um Mahnung und Zuspruch.
Eine der zentralen Arien birgt eine Kernaussage: „Herr Gott Abrahams, Isaaks und Israels, erhöre mich… dass dies Volk wisse, das du Herr Gott bist, dass du ihr Herz danach bekehrest“. An die Seele greifend interpretierte Bassbariton Thilo Dahlmann aus Köln seinen Part, voller Herz und mit einer unglaublichen dynamischen Vielfalt der Stimme bis hin zum pianissimo, für das in der voll besetzten Kirche der Fall der berühmten Stecknadel zu hören gewesen wäre.

Klarer Sopran

Für die Kölner Altistin Christine Wehler sei die Engelarie erwähnt: „Sei stille im Herrn“, die sie mit überaus warmem Tembre wunderbar darbrachte. Sehr wandlungsfähig in ihren Partien an Arien und Rezitativen mit durchsetzungsfähigem und klarem Sopran leistete Irene Hammann, Mechernich, ihre solistischen Beiträge. Für den erkrankten Tenor Andreas Kramer sprang Michael Pflumm aus Köln ein und überzeugte mit perfektem Oratorientimbre.
Eines der berühmtesten Stücke aus dem „Elias“ ist sicherlich das Doppelquartett „Denn er hat seinen Engeln befohlen“, das Christine Backer, Sonja Hallmann-Groth, Daniel Skibbe und Dirk Hensiek aus den Chören mit den Solisten vervollständigten.

Überirdischer Höreindruck

Eine beeindruckende Idee für das Engelterzett „Habe deine Augen auf zu den Bergen“: von irgendwo aus dem Off, für die Zuschauer nicht zu sehen, vermittelten die Solistinnen tatsächlich einen überirdischen Höreindruck.

Anreas Opp und Stefan Bruhn teilten sich die Arbeit, ihnen gilt ein großes Kompliment für ihre feinsinnigen Dirigate und den Orchestermusikern für ihr hochengagiertes Musizieren.

An die 100 Sänger ließen mit ihrer beeindruckenden chorischen Leistung die Zuhörer nach dem letzten imposanten Chorsatz vor Begeisterung förmlich aus den Kirchenbänken springen.