2011(Mai): Üppiges Geburtstagsfest
OZ vom 24.05.2011
Üppiges Geburtstagsfest
Die Osnabrücker Musikfreunde feiern mit Beethovens Neunter 25-jähriges Jubiläum
von Thomas Hitzemann
OSNABRÜCK. Beim Festkonzert zum 25-jährigen Bestehen des Orchesters Osnabrücker Musikfreunde sind rund 200 Mitwirkende auf der Bühne der Osnabrückhalle. Beethovens Sinfonie Nr. 9 d-Moll op. 125 mit Chor erweist sich als ideales Werk zu dieser Gelegenheit.
Die Besetzung des Orchesters ist üppiger als gewohnt, der Chor riesenhaft. Er umfasst Holger Dolkemeyers Vokalvielharmonie, Stefan Bruhns Georgsmarienhütter Kantorei sowie sangesfreudige und -kundige Eltern und Schüler des Carolinums unter Ansgar Schönecker. Die Gesamtleitung hat Reinmar Neuner. Er dirigiert auswendig. Neuner interpretiert Beethovens letzte Sinfonie ganz im klassischen Geist. Als Höhepunktwerk einer Epoche, nicht als Vorläufer zu romantischer Sinfonik.
Spannungsgeladen vibrieren die ersten Phrasen des Eröffnungssatzes und münden in präzise niedersausende Tuttischläge. Kraftvoll ziehen Streicher ihre Linien, locker setzen Holzbläser Akzente dagegen. Wuchtig leiten die Blechbläser die Durchführung ein, und energisches Unisono beschließt die Reprise. Der zweite Satz gleicht einem Marsch über heißen Boden. Dank geschärfter Artikulationen kommt keine Hektik auf. Spielerisch gelingt der Taktwechsel mittendrin. Oboen und Hörner zeigen kammermusikalische Finesse.
Der dritte Satz strahlt Zufriedenheit aus. Eine musikalische Fahrt durch hügeliges Land im Abendsonnen-Schein. Selbst die Blechbläserfanfaren klingen wie eine gute Nachricht, lautstark überbracht. Alles erinnert ein wenig an Beethovens Pastoralsinfonie. Die pathetische Geste zu Beginn des vierten Satzes beunruhigt nicht. Nach kurzen Rückblenden deutet sich das berühmte Thema an, das sogar zur Europahymne geadelt wurde. Es sprießt aus der Tiefe des Orchesters hervor, zunächst noch verstreut. Dann übernehmen es nacheinander die Solisten Marco Vassalli (Bariton), Bernardo Kim (Tenor), Katrin Brauer (Mezzosopran) und Chihiro Tejima (Sopran). Bisher hält sich der Chor zurück. Es gibt einen letzten Instrumentalschwerpunkt im lockeren Fugato. Dann setzt der Chor triumphierend ein mit Friedrich Schillers „Ode an die Freude“. Der Ausdruck steigert sich ins Allumfassende bei „Seid umschlungen, Millionen“. Ein Brausen im vielstimmigen Schluss beendet dieses großartige Konzert zum 25-jährigen Orchesterjubiläum.