2011(Mai): Eine Ode an die Spielfreude

WN vom 23.05.2011

Eine Ode an die Spielfreude

Aus Anlass seines 25-jährigen Bestehens hatte das „Orchester Osnabrücker Musikfreunde“ in die Gempt-Halle eingeladen. Musiker und Solisten sowie Chöre begeisterten das Publikum mit der Aufführung der 9. Sinfonie von Ludwig van Beethoven.

von Sunhild Salaschek

LENGERICH. Der Applaus wollte kaum enden. Das Publikum war wie berauscht von Ludwig van Beethovens 9. Sinfonie mit dem grandiosen Schlusschor „Freude schöner Götterfunken“.

Es ist ein Glücksfall, dass es gelang, die „Osnabrücker Musikfreunde“, die regelmäßig Neujahrskonzerte in Lengerich geben, auch für dieses Konzert zu gewinnen. Aus Anlass seines 25-jährigen Bestehens gastierte das Orchester unter seinem Kölner Dirigenten Reinmar Neuner im gut besuchten großen Saal der Gempt-Halle. Zu dem hervorragenden Laienorchester der „Musikfreunde“, das selbst bei diesem großen Werk fast gänzlich auf die Unterstützung von Profiinstrumentalisten verzichten konnte, haben sich 70 Instrumentalisten aus dem gesamten norddeutschen Raum zusammengeschlossen.

Zur Gestaltung des Vokal-Satzes mit der hervorragenden „Ode an die Freude“ hatten die „Musikfreunde“ dann aber gleich drei Chöre mit ins Boot genommen. Die „Osnabrücker Vocalvielharmonie“ (Leitung Holger Dolkemeyer), der Eltern-Schülerchor des Carolinums (Leitung Ansgar Schönecker) und der „Cantus Firmus“ (Leitung Stefan Bruhn) hatten sich zu einem wohltönenden stimmgewaltigen Großchor vereinigt.

Die Solisten Chihiro Meier-Tejima (Sopran), Kathrin Brauer (Mezzosopran), Bernardo Kim (Tenor) und Marco Vassalli (Bariton) – alle vier Mitglieder des Ensembles der Städtischen Bühnen Osnabrück – rundeten die stimmliche Vielfalt der Komposition klangschön ab.

Besondern bewundernswert war das gute, zielgerichtete Zusammenwirken von Professionellen und Laien, von Sängern und Instrumentalisten. Trotz des Wissens um die von Beethoven geforderten Schwierigkeiten, die selbst Berufsmusiker herausfordern, gelang eine Aufführung auf hohem Niveau, bei der die Musizierfreude dominierte.

Im Gegensatz zu Beethoven selbst, der bei der Uraufführung wie ein Wahnsinniger hin und her gefahren sein soll, bewahrte Neuner bei seinem Dirigat immer eine ruhige Hand. Er forderte Dynamik und Ausdruck nicht gebieterisch ein, sondern verdeutlichte in Gestik und Mimik die musikalische Entwicklung.

Da ihm das Orchester aufmerksam folgte, geriet die Interpretation des gewaltigen symphonischen Werkes ansteckend lebendig. Die Aufführenden ließen die Musik vom düster kämpferischen Beginn über derbe Fröhlichkeit bis zur friedvollen Zuversicht immer wieder neu aufblühen.

Viele schön gespielte Soli, allen voran in den Celli und Bässen, entfalteten eine dramatisch schöne Farbenpracht, ehe die begeisterten Hörer endgültig vom großen Freudentaumel über die allgemeine menschliche Verbrüderung mitgerissen wurden und sich die Spannung in lang anhaltendem Beifall entlud.