2012(Okt): Immer locker und leichtfüßig
Souverän: Tatiana Liakh, Solistin bei der Burleske für Klavier und Orchester von Richard Strauss.
Foto: Archiv der NOZ
NOZ vom 16.10.2012
Immer locker und leichtfüßig
Konzert der Osnabrücker Musikfreunde
von Jan Kampmeier
OSNABRÜCK. Das Leichte ist meist besonders schwer: In der Musik ist das sicher nicht falsch, denn was sich ganz locker anhört, verlangt meist große technische Fertigkeiten. Ganz bestimmt gilt das für Emil Nikolaus von Rezniceks spritzige Ouvertüre zu „Donna Diana“. Das Orchester Osnabrücker Musikfreunde eröffnete mit dem einzigen Erfolgsstück Rezniceks in der Schlossaula sein Herbstkonzert voller Musik, die sicher nicht besonders tiefsinnig, dafür aber heiter und unbeschwert daherkam.
Virtuosenfutter
Dirigent Reinmar Neuner drosselt zuweilen das Tempo ein wenig, dennoch bleiben seine Interpretationen schwungvoll und leichtfüßig. Doch auch dichte, kompakte Klänge gelingen dem Orchester in Richard Strauss’ früher Burleske für Klavier und Orchester sehr gut. Für Tatiana Liakh am Flügel bietet das Werk offenbar willkommenes Virtuosenfutter, souverän donnert sie Oktav- und Akkordkaskaden in die Tasten. Ihr kräftiger Zugriff bekommt der Komposition gut und trifft anscheinend auch Neuners Geschmack. Kontrastreich gestaltet er, lässt die Geigen eine lyrische Kantilene mit sanftem Schmelz spielen.
Kammermusikalisch geht es nach der Pause weiter. Acht Bläser des Orchesters, unterstützt vom Kontrabass, begleiten den Trompeter Thorsten Scholz in den drei knappen, humorigen Sätzen von Jean Francaix’ „Le gay Paris“.
Frühreifer Franzose Das Finale bildet die Sinfonie von Georges Bizet. Wie schon bei Strauss handelt es sich hier ebenfalls um ein Jugendwerk: Nur einmal trat Bizet als Sinfoniker in Erscheinung, und zwar bereits mit 17 Jahren. Das Werk beweist: Kompositorisch war der Franzose erstaunlich frühreif, besonders beeindruckend ist der langsame zweite Satz. Eine Fuge im Mittelteil kommt zwar ziemlich überraschend, dafür ist das eigentümliche Thema der Rahmenteile betörend schön. Es erscheint zunächst in der Oboe, bietet aber auch den übrigen Holzbläsern viel schönes Material, und die können so ein weiteres Mal voll überzeugen: nach den frechen Klängen bei Francaix diesmal mit voll ausgespielten, lyrisch sanften Phrasen. Besonders eindrucksvoll gelingt ebenfalls im zweiten Satz den Streichern eine Steigerung im satten Geigenglanz, von Neuner sehr schön aufgebaut. Stimmig ist auch das Finale in seiner schwirrenden Beweglichkeit.