2014(Mai): Eindrucksvoller Spuk

Theaterschauspieler Thomas Schneider und das Orchester Osnabrücker Musikfreunde
Foto: Philipp Hülsmann

 

OZ vom 20. Mai 2014

Eindrucksvoller Spuk

Orchester der Osnabrücker Musikfreunde präsentiert russische Musik

von Thomas Hitzemann

OSNABRÜCK.   Der Weg führt immer noch nach oben, den das Orchester der Osnabrücker Musikfreunde mit seinem Dirigenten Reinmar Neuner zurzeit geht. Das diesjährige Frühjahrskonzert in der Osnabrückhalle präsentiert russische Musik.

Modest Mussorgskis ,,Nacht auf dem kahlen Berge“, eine Art Happening zwischen Satan und seinen Hexen musikalisch darstellend, zeigt Anklänge an das Melodram. Theaterschauspieler Thomas Schneider zitiert an passender Stelle Verse aus Goethes ,,Walpurgisnacht“, entnommen dem Drama ,,Faust“. Im tiefen Blech wird schon bald Satans Stimme vernehmlich. Flirrend umwehen ihn die Streicher als Hexen, und deren Gift scheinen die Holzbläser zu versprühen. Erst beim Klang einer Glocke endet der eindrucksvolle Spuk. Alles löst sich auf in christlicher wie auch tonaler Harmonie.

Kühlen Nebeln folgt orientalische Wärme bei Nikolai Rimski-Korsakows Sinfonischer Suite op. 35 ,,Scheherazade“. Diese Musik beschreibt allein durch Klang alles Wesentliche so deutlich, dass Satzüberschriften zum Verständnls völlig genügen.

Immer wieder steht der sensible Ton der Solovioline des Konzertmeisters dem in allen Farben schillernden Orchesterapparat gegenüber. Ist das die zarte Stimme von Scheherazade, die doch 1000 und eine Nacht lang nicht müde wurde, Märchen zu erzählen? Bereits im zweiten Satz steigert sich das Orchester zu einem Finale, das noch lange keines ist. Die zärtliche Kantilene im ,,Jungen Prinzen“ kommt danach nur umso schöner zur Geltung. Während des nahtlosen Überganges der beiden Schlussbilder beeindruckt das Orchester rnit einer ganzheitlichen Klangkörpervirtuosität.

Den Tonträgeraufzeichnungen aller Art kann die Aufführung von Sergei Prokofiews ,,Peter und der Wolf“ die Stirn bieten. Das liegt auch an Thomas Schneider, dessen Wortdeklamation oft überraschende Betonungen einzelner Ausdrücke bereithält und in Schlusswendungen niemals Spannungsabfall aufweist. Alle Wiedererkennungsmotive der Erzählung werden von den Instrumentalisten glänzend vorgestellt. Auch das Orchester als Ganzes zeigt sich von seiner feinsten Seite. Im Handumdrehen wechselt es vom transparenten Tutti zum delikaten Kammermusikton.