2015(Juni): Krönungsmusik mit Marienkantorei und Derby-Chor

Großes Aufgebot mit Gästen aus England: Marienkantorei und Derby Choral Union in der Marienkirche.
Foto: Elvira Parton

 

NOZ vom 1. Juni 2015

Krönungsmusik mit Marienkantorei und Derby-Chor

von Mathias Liedtke

OSNABRÜCK . Dem gewaltigen Thema Krönungsmusik widmete sich am Samstagabend ein Konzert in der gut besuchten Marienkirche. Marienkantorei und der Chor Derby Choral Union aus Osnabrücks Partnerstadt Derby musizierten unter Leitung von Carsten Zündorf.

Gekrönt wurde die ambitionierte Aufführung der 1948 gegründeten, rund 60-köpfigen Marienkantorei unter der Leitung von Kirchenmusikdirektor Carsten Zündorf durch das stimmkräftige Mitwirken des befreundeten, von Musical Director Richard Dacey seit September 2003 geleiteten englischen Chores Derby Choral Union. Anlass waren die städtepartnerschaftliche Verbundenheit mit Osnabrück und das 150-jährige Bestehen des Chores aus Derby.

Nach der gemeinsamen Intonation von Johannes Brahms’ Deutschem Requiem im November vergangenen Jahres in Derby standen beim jetzigen Gegenbesuch Auszüge aus verschiedenen Werken auf dem Programm, die auch dem englischen Königshaus als Inthronisationsmusik dienen. (Im Herz tief berührt: Lukas-Passion in St. Marien)

Dabei wurden die Conoration Anthems, deren erstes Motiv sich in der heutigen Uefa-Champions-League-Hymne wiederfindet, 1727 von Georg Friedrich Händel für die Krönungszeremonie von König George II. komponiert, dessen Vorgänger George I. im selben Jahr in Osnabrück verstarb.
Neben diesem lokalen Bezug wurde auch die Potenzierung der Stimmgewalt auf mehr als 100 Kehlen und die Akustik in St. Marien der bombastischen Thematik gerecht.

Das romantische Intende Voci von Franz Schubert aus dessen letztem Schaffensjahr 1828 geriet dabei zu einem viertelstündigen Intermezzo, in dem Tenor Stefan Sbonnik, unterstützt von der Solo-Oboe, tapfer gegen die Chöre und das mitunter dramatisch aufspielende, von Streichern dominierte Orchester Osnabrücker Musikfreunde ansang, das, 1986 gegründet, erstmals ein Konzert der Marienkantorei begleitete.

Gleich vier Solisten mit ungleich mehr Freiräumen glänzten dagegen in Mozarts sechsteiliger Krönungsmesse von 1779, die sich erst im Laufe des 19. Jahrhunderts nicht ohne Grund als Krönungsmusik etabliert hat. Die satte Instrumentierung korrespondierte ausgewogen mit den Solo-Stimmen des Tenors, des Bass-Sängers Achim Hoffmann sowie der Sopranistin Nora Hagen und der Altistin Cornelia Orendi. Der Schlussapplaus in der Marienkirche fiel entsprechend mehr als wohlwollend aus.