2017(April): Vielfältige Klangfarben Frühjahrskonzert

Mit viel Hingabe spielte das Orchester Osnabrücker Musikfreunde unter Leitung von Reinmar Neuner Schumanns Frühlingssinfonie.
Foto: Hermann Pentermann

NOZ vom 04.04.2017 / NOZ online vom 03.04.2017

Vielfältige Klangfarben
Frühjahrskonzert des Orchesters Osnabrücker Musikfreunde

von Jan Kampmeier

Osnabrück. Ein heiterer Schumann, ein düsterer Mahler, so bestritt das Orchester Osnabrücker Musikfreunde sein Frühjahrskonzert, unterstützt von den Solisten Rose Weissgerber und Marco Vassalli.

Schumanns erste Symphonie führt den Frühling sogar im Namen, doch vielleicht wären drinnen einige Zuhörer mehr gewesen, wenn nicht draußen der echte Frühling der Musik so starke Konkurrenz gemacht hätte. Reinmar Neuner dirigiert das Orchester inzwischen seit 20 Jahren, und das Konzert war daher auch als sein Jubiläum am Pult des Orchesters angelegt. In der Pause beschenken ihn die Musiker mit Rosen und sagen ihrem offenbar beliebten Leiter Dank.

Reife Leistung Und Reinmar Neuner ist als Dirigent trotz vorgerückten Alters agil wie eh und je und liefert mit seinen Musikfreunden auch nach 20 Jahren eine reife Leistung ab. Die Einleitung bei Schumann klingt gewichtig, frisch das Allegro. Scherzo und Finale kommen in etwas ruhigerer Gangart daher, aber immer sauber intoniert und musiziert vom Orchester, dessen Name „Musikfreunde“ sich wieder einmal als treffend erweist, weil die Musiker ganz offensichtlich mit Hingabe an die Musik bei der Sache sind. Im Zusammenspiel erreichen sie dabei nahezu professionelles Niveau, und das gilt auch für den Orchesterklang. Der ist diesmal recht üppig, denn das Orchester hat bei diesem Konzert eine beachtliche Größe, zehn Celli und fünf Kontrabässe sind da zum Beispiel besetzt.
Eine große Orchesterbesetzung erwartet man natürlich auch besonders bei einem Komponisten wie Gustav Mahler, allerdings spielen die Musikfreunde von ihm keine Symphonie, sondern die Wunderhorn-Lieder. Das Orchester bewältigt dabei die heikle Aufgabe, die enorm vielfältigen Klangfarben der Partitur in Szene zu setzen und sich gleichzeitig so stark zurückzunehmen, dass die Sänger zu hören sind. Die Inhalte der Lieder sind teilweise ausgesprochen düster, und Reinmar Neuner hat sich, da die Reihenfolge von Mahler nicht festgelegt ist, dazu entschieden, den Zyklus in trübster Stimmung zu beenden mit „Wo die schönen Trompeten blasen“. Dafür sind hier beide Gesangs-Solisten beteiligt, denn bei den Musikfreunden werden die Dialoglieder tatsächlich als solche aufgeführt und nicht von nur einem Sänger.

Sanfter Sopran Die junge Sängerin Rose Weissgerber interpretiert mit ihrem außerordentlich sanften Sopran besonders Lieder wie das zarte „Urlicht“ angenehm schlicht. Ihr männlicher Partner ist Marco Vassalli, als Solist inzwischen schon Stammgast der Musikfreunde, der wie immer mit großer Eleganz singt. Zwar sind die Texte im Programmheft abgedruckt, doch das braucht man kaum, denn bei beiden Sängern ist fast jedes Wort klar zu verstehen. Lediglich in den satirischen Liedern könnte die Gestaltung bissiger und frecher sein. Bei der Wiederholung von „Trost im Unglück“ als Zugabe deuten die beiden an, was in dieser Hinsicht möglich wäre.