2016(Nov): Weicher Orchesterklang beim Herbstkonzert

Solist Michal Majersky. Foto: Egmont Seiler

 

NOZ vom 22.11.2016 / NOZ online vom 21.11.2016

Osnabrücker Musikfreunde Weicher Orchesterklang beim Herbstkonzert

von Jan Kampmeier

Osnabrück. Das Orchester Osnabrücker Musikfreunde bestritt sein Herbstkonzert mit Janáček, Sibelius und Tschaikowskij. Solist war Michal Majersky.
Es geht etwas verhalten los, Leoš Janáceks Adagio für Orchester ist kein sonderlich schmissiges Werk und insofern ein ungewöhnliches Eröffnungsstück. Dafür präsentiert das Orchester Osnabrücker Musikfreunde bei seinem Herbstkonzert in der Osnabrück-Halle sofort eine seiner Stärken: einen sehr weichen und sanften Klang. Wenn auch in der Folge die Stimmung umschlägt, drohende und heitere Abschnitte folgen und auch das Blech mal einen Einsatz schmettern darf, so bleibt die Wirkung doch gedeckt, so dass sich auch das klagende Englischhorn mit einem Solo gut einfügt.

In dieser gedeckten Stimmung beginnt auch Tschaikowskij sein Violinkonzert, doch freilich bleibt er dort nicht lange. Als Solist setzt alsbald Michal Majersky ein, Konzertmeister der professionellen Orchesterkollegen vom Osnabrücker Symphonieorchester. Er gestaltet seinen Part vielseitig: Bald virtuos geläufig, bald leicht und tänzelnd, bald beseelt singend, mit warm strahlendem Ton, aber ohne Pathos – und immer wieder mit quasi erzählerischem Tonfall. Besonders gut allerdings trifft er die verträumte Stimmung des langsamen Satzes, wobei er zwischendurch noch sehr schön aus dem Orchester mit kleinen Einwürfen von Klarinette und Flöte flankiert wird.
Dirigent Reinmar Neuner hat die Koordination von Solist und Orchester im Griff. Das Zusammenspiel läuft rund, die Stimmgruppen sind gut ausgewogen, und auch der Solist erhält immer gebührend akustischen Raum zur Entfaltung. Seine Gestaltung wird von den Musikfreunden aufgegriffen, die Majersky gut zuhören und Neuner aufmerksam folgen. Nur an einigen Tuttistellen erweist sich der Apparat als zu schwerfällig und bereitet dem Dirigenten Mühe.

Auch bei Tschaikowskij bleibt das Orchester seinem weichen Klang treu. Dass den Streichern im Finale ein klein wenig Biss fehlt, mag zumindest teilweise an der akustisch nach wie vor problematischen Osnabrückhalle liegen. Die Musikfreunde, die sich als Laienorchester häufig große Kracher vornehmen wie eben Tschaikowskijs Violinkonzert, haben diesmal neben Janácek noch eine weitere Rarität auf das Programm gesetzt, denn die Werke von Jean Sibelius sind, außer einigen Hits natürlich, im Konzert eher selten.
Seine fünfte Symphonie ist, passend zum „Herbstkonzert“ des Orchesters, ein klanglich herbes, raues Stück, in weiten Teilen ganz bewusst eher matt als strahlend. Hier klingt es besonders verhangen, weil Reinmar Neuner den ersten Satz sehr ruhig nimmt. Am besten gelingt der Spannungsbogen im Finale, das auch am besten zum Klingen kommt, getragen vom sogenannten Schwanenthema. Das wandert durch die Instrumentengruppen. Erklingt es majestätisch in den Hörnern, entfaltet das Holz darüber zarte Klänge; liegt es schließlich, drohend grundiert, in den Trompeten, zaubern die Streicher weiche Klänge dagegen.