2019(Nov): Herbstkonzert im Graf-Stauffenberg-Gymnasium
Fotos: André Havergo, 2019
Mit der Harfe ist unwillkürlich ein Bild des Traumhaften oder mit Engeln verbunden. Dabei haben die Instrumente ihren Platz meistens am Rande eines Orchesters. Wie vielseitig das eindrucksvolle Instrument ist, bewies die Solistin Katharina Steinbeis beim Orchester Osnabrücker Musikfreunde.
Mal sanft, mal kraftvoll greift Solistin Katharina Steinbeis in die Saiten ihrer Harfe. Bei ihrer Solopartie während des Herbstkonzertes mit dem Orchester Osnabrücker Musikfreunde (OOM) in der Aula des Graf-Stauffenberg-Gymnasiums recken viele Besucher die Köpfe, um das zauberhafte Spiel der Harfenistin auch sehen zu können.
Traumhafte Musik
Zu hören sind traumhafte Läufe, Steinbeis nutzt die ganze Bandbreite ihres Instruments und Technik aus. Der russische Komponist Reinhold M. Glière hat sich 1938 bei der Entstehung seines einzigen Harfenkonzertes, op. 74, Hilfe von einer Harfenvirtuosin geholt. Das hebt Steinbeis durch ihr präzises Spiel hervorragend hervor.
Nach diesem Part ohne jegliche Begleitung setzt das Orchester mit jenem weichen Klang ein, dessen Wehmut schon zu Beginn des Stückes einen warmen Kontrast zur hellen Harfe gebildet hat. Mit der Oboe wird das Publikum aus dem Traum erweckt. Dirigent Reinmar Neuner dirigiert sicher und zieht im Verlauf des Konzertes immer wieder die Lautstärke an.
Im Finale wird der Schalter umgelegt
So wirkt es beim Finale der dritten Sinfonie von Felix Mendelssohn-Bartholdy, „Der Schottischen“, als sei ein Schalter umgelegt worden. Mit großer Energie schreiten die Laienmusiker des OOM majestätisch dem Ende des Konzertes zu; in toller Abschluss eines traumhaft schönen Konzertes.
Dazu passen die beiden Zugaben. Vor der Pause bedankt sich Harfenistin Katharina Steinbeis mit einer ungewöhnlichen Bearbeitung von Mozarts „Türkischem Marsch“. Beim „Alla Turca Jazz“ des türkischen Komponisten und Pianisten Fazil Say wird das berühmte Rondo mit Jazz-Elementen verändert. Eigentlich hat Say das Stück für Klavier geschrieben, Steinbeis spielt es nun auf der Harfe und greift dabei stellenweise in die Saiten wie ein Kontrabassist eines Jazz-Trios.
Das Orchester erntet am Ende der Mendelssohn-Sinfonie, wie zuvor Solistin Steinbeis, langen Applaus. Als Belohnung gibt es den dritten Satz aus „Four Scottish Dances“ von Malcolm Arnold. Ein wunderschönes Stück, das unterstreicht, wie sehr dem OOM die dramatische, sinfonische Musik liegt. Am Tag zuvor hat das Orchester noch in der Alten Kirche in Hagen gespielt, etwa 600 Besucher haben somit das Programm der Laienmusiker gehört. Bei der Zugabe setzt sich Steinbeis noch einmal an die Harfe und spielt mit den Laienmusikern, dieses Mal aber nicht vorne beim Dirigenten, sondern hinten an der Seite – dort, wo die Harfe sonst auch versteckt ist.