2013(Mai): Musikfreunde zelebrieren die „Eroica“
NOZ vom 10. Mai 2013
Musikfreunde zelebrieren die „Eroica“
von Thomas Hitzemann
OSNABRÜCK. Einmal mehr zeigt das Orchester „Osnabrücker Musikfreunde“, dass große Klangkörper aus dem semiprofessionellen Bereich wichtige Musikwerke einem breiten Publikum nahebringen können. Ludwig van Beethoven und Robert Schumann stehen auf dem diesjährigen Frühjahrsprogramm in der Aula der Fachhochschule Osnabrück.
Mit einem kleinformatigen Beethoven legt man los, der Ouvertüre zum Ballett „Die Geschöpfe des Prometheus“. Rhythmisch differenziert, melodisch sparsam und dramatisch gelegentlich pointiert, erscheint dieses Werk als Vorbereitung auf ein Geschehen mit gutem Ausgang. Durchaus positiv geht es dann auch weiter im Programm mit dem nicht sehr häufig gespielten Cellokonzert in a-Moll von Robert Schumann unter der Werknummer 129. Nach nur drei Akkorden des Orchesters stellt sich sogleich die Hauptperson vor, das Violoncello. Es spielt Johanna Helm von der Staatskapelle Berlin. Mit flüssigen Kantilenen, deutlicher Phrasierung und erfreulich vielen Klangfarben behält ihr Bogenstrich stets die Oberhand. Nach vollmundigen Passagen im langsamen Satz reicht ihre Kraft noch aus, burschikos den letzten Satz durchzustehen.
Dann steigert sich die Veranstaltung zum Ereignis. Beethovens 3. Sinfonie Es-Dur op. 55, seine „Eroica“, erlebt eine famose Aufführung. Reinmar Neuner dirigiert auswendig. Traumwandlerisch sicher vermittelt er seine Klangvorstellung dem Orchester. Da ziehen harmonische Spannung und melodischer Charme deutlich an und lassen im genau richtigen Moment wieder nach. Der zweite Satz überbringt eine Botschaft in tiefem Ernst. Er kommt ohne weichliche Klagen oder Motivgeschwätzigkeit aus. Das Scherzo erklingt duftig. Vibrierend lässt es Neuner durch alle Register des Orchesters tänzeln. In ausschließlich hellen Klangfarben fließen energisch heitere Motive durch das Finale dem Ende zu. Das ist Musik gewordene Kraft des Optimismus. Dirigent und Orchester engagieren sich rückhaltlos. In den Applaus mischen sich viele Bravo-Rufe.